Textbüro Eissing
Mechthild Eissing
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Kopflos zu Ostern
Erschöpft wacht sie auf. Dabei ist die Nacht noch jung. Wer hat denn da, während sie schlief, aus ihrem Kopf geschöpft? Und wo ist er hin, der Schopf? Ach ja, richtig. Auf dem Kopf, der Schopf. Nur gut, dass sie nicht geschröpft aufwachte. Man stelle sich das einmal vor. Erschöpft also. Der Schopf auf dem Kopf – doch der Schöpfer?
Wer beherrscht
den
Geschirrspüler?
Kleiner Diskussionsbeitrag zum Kampf
um die Vorstellungen von
den Geschlechtern
Alle Menschen werden Schwestern?
Bei Schiller sollen die Menschen zu Brüdern werden. Und zwar alle. Aber nur dort, wo die Freude, immerhin weiblichen Geschlechts und Tochter, als Götterfunken zugegen ist. Strophauf und strophab: Alles nur Brüder. Die aber immerhin jubeln sollen, sofern sie ein holdes Weib errungen. Und natürlich: Überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen. Wer auch sonst. Die Muttergottheiten waren ja längst vertrieben. Die Muttergottes ist bei Schiller auf gar keinen Fall gemeint. Selbst wenn sie seinerzeit selbstverständlich noch überm Sternenzelt wohnte. Ja: Die Sterne lagen ihr sogar zu Füßen. Aber nein. Die Menschen sollen Brüder werden. Alle. Und der Vater ist lieb.
Keine Frage, hier ist das Patriarchat Vater des Gedankens. Schillers Muttersprache hätte ihm aber ganz andere Möglichkeiten bereitgehalten.
Eigentlich wollte ich nur ein bisschen herumblödeln. Mein Handy hatte mir nämlich einen Artikel empfohlen, der mich und die vielen anderen potenziellen Leser darauf hinweisen soll, dass wir seltener krank werden, wenn wir uns artgerecht ernähren. Aber hoppla! Nur ein sprachlicher Lapsus – oder habe ich schon wieder nicht gemerkt, dass sich die Paradigmen, in denen wir uns gedanklich einordnen, grundlegend geändert haben?
„Wir wollen keine toten Radfahrenden in der Stadt!“ Fragen Sie mich nicht, wer in welcher Stadt keine Geister-Radfahrer will – und wo genau ich diesen Satz gehört habe. Ich kann Ihnen nur sagen: Es war im Fernsehen. Im NDR. Heute Morgen in der Wiederholung der Nachrichtensendungen vom Vorabend. Und: Danach war meine Aufmerksamkeit schlagartig zurück. Aber der Sprecher schon vom Bildschirm verschwunden.
Vielleicht ist ja der Stoff für diese Glosse eher für die Tonne. Die E-Mail, die mich soeben erreichte, ist es allemal. Bislang landeten solche Mails auch immer unbesehen dort, denn ich brauche keine kleinen blauen Pillen. Ganz bestimmt nicht, die Geschlechterfrage ist grundlegend geklärt. Ich bin eine Frau. Von Geburt an.
„Ich helfe dir bei der Beantwortung deiner Fragen.“** Diesen Satz konnte ich einen ganz kurzen Mauswischmoment lang bei dem Paketdienstleister zwar nicht meiner Wahl, aber doch meines Schicksals lesen. Jetzt aber ist er, wer auch immer er sei, der mir seine Hilfe anbietet, wieder weg. Nahezu spurlos verschwunden. Fast unwiederholbar. Es sei denn, ich öffne die Website erneut.
Sie erinnern sich: Mit dem Kürzel ePA, kleines e und großes PA, kürzelt die elektronische Patientenakte. Aber beim Lesen von Texten ist dennoch Vorsicht geboten, denn ihr Cousin, der elektronische Personalausweis kürzelt sich ebenso. Sprachlich macht das Schwierigkeiten, oder ist es Ihnen schon einmal gelungen, Groß- und Kleinbuchstaben in die Aussprache miteinzubeziehen?